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Gitsch:
Ein imposantes „Mädchen“
Gitsch Abbildung 1
Abb. 1

Gitsch, Gitschberg oder Großer Gitsch – das ist hier die Frage! Gitschberg – so heißt er auf vielen Straßen- und Lifthinweistafeln, Großer Gitsch – denn gleich westlich daneben gibt es einen Klein Gitsch. Zwei Gründe sprechen dafür, die Bezeichnung Gitsch (Abb. 1) zu wählen: Erstens nennen die Einheimischen den Gipfel so, zweitens wird dieser Name auf den meisten Karten verwendet und – ein dritter Grund – „Gitsch“ bedeutet im Südtiroler Dialekt so viel wie Mädchen. Und es handelt sich wahrlich um ein imposantes „Mädchen“! Egal, ob man sich vom Pustertal oder vom Eisacktal nähert, der in den Pfunderer Bergen, einer Untergruppe der Zillertaler Alpen, liegende, 2.512 m hohe Wiesenrücken läuft steil seinem Gipfel entgegen. Die meisten Bergwanderer fahren vom Fremdenverkehrsort Meransen, der – für Südtirol typisch – auf über 1.400 m auf einem nach Süden gerichteten Sonnenbalkon liegt, mit einer Kabinenbahn zur Bergstation und wandern von dort etwa 400 Hm über steile Wiesen hinauf zum höchsten Punkt. Wir aber wählen für den nachfolgenden Wandertipp den Parkplatz auf der Kiener Scharte (1.741 m) – unmittelbar unterhalb der im Sommer bewirtschafteten Kiener Alm (Abb. 2) gelegen – als Ausgangspunkt.

Links von der Kiener Alm geht es zuerst auf dem markierten Steig im Zickzack vorbei an einem Bauernhof. Dann wandern wir nach einem kurzen Rechtsbogen am rechten Rand einer Skipiste – zuerst auf einem steilen Steig und dann auf einem breiteren Weg – zu einer am Waldrand stehenden Hinweistafel bei einer Wegquerung, die wir etwa 100 Hm über unserem Ausgangspunkt nach etwa 15–20 Minuten erreichen. Wir biegen rechts in den Rundweg Gaißraste ein und steigen Richtung Nordosten auf einem trotz vieler Baumwurzeln gut begehbaren Waldsteig – kontinuierlich den steilen Hang querend – auf. Dann folgt im lichteren Wald ein längeres Flachstück, bevor sich unser Steig bergwärts wendet und wieder etwas steiler wird. Schlussendlich wird der Steig recht flach und wir erreichen nach insgesamt 45–50 Minuten vom Ausgangspunkt bei einer Almhütte (ca. 2.000 m, Abb. 3) den Westrand der Kofleralm, zu der man rechts auf einen breiten Weg abbiegen und etwas absteigen müsste, was wir aber nicht tun.

Wir wenden uns links Richtung Nordwesten und wandern auf breitem Weg in wenigen Minuten durch lichter werdenden Wald aufwärts. Nach Querung einer breiten Skipiste, wo auch der sehr steile, direkt von der Kiener Alm aufwärts führende Wiesenpfad auf den von uns gewählten Aufstiegsweg über den östlichen Teil des Rundwegs Gaißraste stößt, und vorbei an der Talstation eines nur im Winter betriebenen Liftes stehen wir vor dem Bergrestaurant (2.058 m). Wir halten uns rechts, steigen zuerst auf einer breiten Sandstraße und dann auf einem breiten Weg zur Bergstation der Gitschbergbahn aufwärts, die von Meransen hier heraufführt und von den meisten Bergwanderern benützt wird. Gleich daneben befindet sich die nächste Einkehrmöglichkeit, die Nesselhütte (2.114 m, Abb. 4), die wir nach etwa 1¼–1½ Stunden vom Ausgangspunkt erreichen.

Von hier hat man bereits einen imposanten Blick: die Wiesen aufwärts zum Gipfel des Gitsch. Wir wandern entweder auf der links von der Nesselhütte beginnenden, breiten Sandstraße mit einer Serpentine oder auf der Direttissima rechts von der Nesselhütte über Stiegen hinauf auf eine Erhebung und weiter über einen Kamm mit Attraktionen speziell für Kinder Richtung Norden – stets links von einer breiten Skipiste und einem Lift in kaum mehr als 15–20 Minuten hinauf zur Gitschhütte (2.210 m, Abb. 5). Links von uns ist auf dem Weg von der Nessel- zur Gitschhütte der fast parallel, sanft nach oben verlaufende Kamm des Klein Gitsch (2.262 m, Abb. 6) mit dem mächtigen Gaisjoch/Gurnatsch (2.641 m) im Hintergrund zu sehen. Zwischen der Bergstation des beim Bergrestaurant beginnenden Liftes und der Talstation des zum Gipfel führenden Liftes – beide nur im Winter in Betrieb – kommen wir nun zu jener Stelle, an der die steile, etwa 300 Hm-Bergwiese (Abb. 7) mit dem Gipfelbereich hoch oben nun in voller Pracht zu sehen ist.

Stets rechts von der Lifttrasse und entweder auf einem breiteren Weg, den die Skiraupen verwenden, oder auf einem der vielen Wiesenpfade geht es nun – teilweise recht steil und mit Hilfe von Serpentinen – aufwärts. Im oberen Bereich sollte man sich rechts an einem Holzzaun orientieren und entlang von diesem bis zum Gipfelbereich (Abb. 8) aufsteigen, dem man sich schlussendlich von rechts nähert. Oberhalb der Bergstation des Liftes gibt es ein schon länger sichtbares, großes Gipfelkreuz (Abb. 9) und eine Panoramatafel, die bei der Identifizierung von hunderten von hier oben zu sehenden Gipfeln hilft. Für den ca. 750 Hm-Aufstieg hat man insgesamt etwa 2½–3,0 Stunden benötigt.

Besonders eindrucksvoll ist der Blick nach Nordwesten (Abb. 10), Norden (Abb. 11) und Nordosten (Abb. 12) mit den uns umgebenden Pfunderer Bergen und den schneebedeckten Gipfeln auf dem Alpenhauptkamm, wie dem Hochfeiler (3509 m) und dem Großen Möseler (3480 m). Im Südosten grüßen südlich des Pustertals die Felstürme der Dolomiten (Abb. 13).

Sehr schön ist aber auch der Blick Richtung Südwesten (Abb. 14) über die von uns jetzt zum Abstieg verwendeten Wiesenhänge zur Gitschhütte, zur Nesselhütte und zum Bergrestaurant sowie zur Sonnenterrasse, auf der Meransen liegt, und zur alten Bischofsstadt Brixen, wo das Pustertal ins Eisacktal mündet. Etwa 30–45 Minuten benötigt man nun wieder absteigend bis zur Gitschhütte, von der man nicht nur einen schönen Dolomiten-Blick (Abb. 15) genießt, sondern auch zum im Nordosten von Südtirol gelegenen Hochgall (Abb. 16) sieht, dem mit 3436 m höchsten Berg der Rieserfernergruppe, einer Berggruppe in den Hohen Tauern.

In weiteren 10–15 Minuten ist man bei der Nesselhütte und der Bergstation der Gitschbergbahn, kaum 5 Minuten benötigt man von dort zum Bergrestaurant. Haben wir beim Aufstieg den östlichen Teil des Rundwegs Gaißraste benützt, wandern wir nun über den westlichen Teil zurück zum Ausgangspunkt. Dazu verwenden wir die beim Bergrestaurant die rechts abbiegende Sandstraße, die im Winter scheinbar auch als Rodelbahn genützt wird. Diese unterquert mit Serpentinen mehrmals die Gitschbergbahn und führt uns in etwa 15–20 Minuten – begleitet von schönen Blicken zum benachbarten Klein Gitsch (Abb. 17) – bis knapp oberhalb der Jausenstation Pichlerhütte (1.918 m). In der letzten Serpentine kurz vor der Hütte verlassen wir links die Sandstraße (Hinweisschild zur Kiener Alm) und wandern auf einem Waldsteig mit einer kleineren Gegensteigung zu einer Skipiste, die von uns gequert wird. Jetzt geht es – immer wieder im Waldgelände – steil über Baumwurzeln absteigend weiter, dann mündet unser Steig in eine Forststraße, in die wir links einbiegen und die bei einer Skipiste – hier genießen wir noch einmal einen Blick Richtung Südosten zum Pustertal und zu den Dolomiten (Abb. 18) – endet. Auf einem schmalen, leicht abwärts führenden und etwas rutschigen Wiesenpfad wird die Piste von uns gequert.

Nochmals geht es kurz durch ein Waldstück, bevor wir nach etwa 15–20 Minuten jene Stelle erreichen, an der wir beim Aufstieg in den östlichen Teil des Rundwegs Gaißraste eingebogen sind. Jetzt sind es nur mehr etwa 5–10 Minuten auf dem vom Aufstieg her bekannten Weg, bis wir – mit Blick Richtung Osten zum Eidechsspitz (2.738 m, Abb. 19) – zur Kiener Alm und zur Kiener Scharte zurückkehren. Für den gesamten Abstieg vom Gitsch muss man mit der kleinen Gegensteigung auf dem Rundweg Gaisraste etwa 1¾–2,0 Stunden einplanen.

HM/Zeit:
Vom Parkplatz bei der Kiener Scharte bzw. der Kiener Alm über den Ostteil des Rundwegs Gaißraste mit kleinen Gegensteigungen ca. 800 Hm in 2½–3,0 Stunden auf den Gitsch (Aufstieg) bzw. über den Westteil des Rundwegs Gaißraste in etwa 1¾–2,0 Stunden (Abstieg).
Zeitraum:
Mai–Ende Oktober
Anforderungen:
Technisch einfache Tour meist auf Forststraßen, breiten Wegen und gut begehbaren Steigen und Wiesenpfaden mit teilweise steilem Aufstieg/Abstieg von der Gitschhütte auf den Gitsch und retour. Am westlichen Teil des Rundwegs Gaißraste gibt es eine etwas mühsame Pistenquerung.
Highlights:
Phantastischer Rundblick vom Gipfel des Gitsch zu den Zillertaler Alpen und den Dolomiten; der breite, steile Wiesenhang (leider mit Lifttrasse) zwischen Gitschhütte und dem Gipfel des Gitsch
Anfahrt:
Von Osttirol (Lienz) über Silian über die B 100 zur österreichisch-italienischen Grenze, weiter auf der italienischen Staatsstraße SS 49 über Bruneck bis Mühlbach (Km 9,3). Von Nordtirol (Innsbruck) über die Brenner-Autobahn (A 13/A 22) und die österreichisch-italienische Grenze bis zur Abfahrt Brixen und dort auf der italienischen Staatsstraße SS 49 bis Mühlbach (Km 7,1). In Mühlbach auf der Ortsstraße bis zur Abzweigung Vals/Meransen und 3,1 km auf einer sehr gut ausgebauten Bergstraße bis zu einer Abzweigung. Dort rechts weiter auf der Hauptstraße ca. 5,0 km bis Meransen, im Ort bei einer Kreuzung rechts abbiegen und zuerst etwa 0,7 km weiter bis zur Talstation der Gitschbergbahn fahren. Von dieser nun auf der teilweise engen Bergstraße bis zum Parkplatz unterhalb der Kiener Alm (von der Kreuzung im Ort Meransen etwa 5,3 km entfernt).
Einkehr:
Kiener Alm, Bergrestaurant, Nesselhütte, Gitschhütte, Pichlerhütte (mit kleinem Umweg)
Koordinaten Ausgangspunkt:
Referenzsystem ETRS89
Geogr. Länge/Breite: 11°41'22''/46°50'17''
Rechtswert (UTM): 705080 m (Zone: 32 N)
Hochwert (UTM): 5190710 m (Zone: 32 N)
BEV Plan:
ÖK50/2106
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