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Obergurgler Seenplatte:
Von See zu See auf dem Höhenweg
Obergurgler Seenplatte Abbildung 1
Abb. 1

Im Gegensatz zur Ostseite, auf der im Winter auf den Skipisten Highlife herrscht, ist die Westseite des Gurgler Tals im Naturpark Ötztaler Alpen ein Ort der Ruhe. Es gibt hier auch nur wenige Wanderwege und Klettersteige, um Fauna und Flora dieses landschaftlich einmaligen Gebietes möglichst zu schonen. Der nachfolgende Wandertipp, bei dem Ausgangspunkt und Endpunkt unterschiedlich sind, führt hinauf auf die Sonnbergalm (Abb. 1) und zur Obergurgler Seenplatte, wo man auch den kleinen, auf 2.565 m sehr schön gelegenen Soomsee findet. Der Aufstieg von Obergurgl ist steil, aber technisch nicht schwierig. Etwas aufwändiger und zumindest als mittelschwer einzustufen ist die Wanderung auf dem Höhenweg vom Soomsee zum Nedersee. Am Beginn des langen Abstiegs vom Nedersee zur Lenzenalm wartet noch eine etwas schwierigere Blockwerkstelle, sonst ist der weitere Wegverlauf zwar auch recht steil, aber als unschwierig zu bezeichnen. Diese Hinweise sollte man unbedingt bei der Tourenplanung beachten, um keine unliebsame Überraschung zu erleben. Weiters gibt es unterwegs mit der Lenzenalm nur eine Einkehrmöglichkeit und das sehr spät bei dieser recht langen und anstrengenden Tour!

Wer die gesamte Tour unternehmen will, dem raten wir, sein Auto auf dem kleinen Parkplatz neben der Bundesstraße B 186 bei der Haltestelle Sahnestüberl – etwa beim Kilometerschild 44,8 km – abzustellen und mit dem öffentlichen Bus, der täglich mehrmals verkehrt, bis zur Haltestelle Hotel Mühle (ca. 1.850 m) zu fahren. Hier im Obergurgler Ortsteil Poschach befindet sich auch unser Ausgangspunkt, wobei Parkplätze in diesem Bereich aber Mangelware sind! Von der Haltestelle gehen wir ca. 50 m Richtung Obergurgl taleinwärts und wandern dann rechts abwärts einige Schritte zu einem markierten Weg, in den wir links einbiegen. Wieder nur ein paar Schritte geht es abwärts zu einer Brücke (1.835 m), auf der wir die Gurgler Ache queren. Vorbei an einer Kapelle geht es jetzt auf einem breiten Weg auf der rechten Bachseite mit herrlichem Blick zum Ramolkogel (3.549 m, Abb. 2) taleinwärts. Schon bald öffnet sich links von uns der Blick zum Ort Obergurgl (Abb. 3) und den östlich der Gurgler Ache liegenden Skipisten. Nach etwa 25–30 Minuten von Poschach gelangen wir zu einer Weggabelung (ca. 1.920 m), bei der wir rechts Richtung Seenplatte abzweigen.

Von hier geht es nun fast 600 Hm die steilen, schrofigen Wiesenhänge (Abb. 4) aufwärts. Speziell an heißen Sommertagen sollte man nicht zu spät aufbrechen! Zunächst geht es fast direkt aufwärts, danach folgt eine längere Hangquerung, bei der immer wieder steinige Passagen und Blockwerk zu überwinden sind. Ein paar Serpentinen bringen uns auf eine schmale Geländestufe. Von dieser dauert es nicht mehr allzu lange bis zur nächsten Weggabelung. Davor wartet noch eine steilere Felsstufe, die problemlos zu bewältigen ist. Je höher man kommt, desto großartiger ist der Blick zu den Dreitausendern und den Gletschern des uns gegenüberliegenden Alpenhauptkamms (Abb. 5). Für den Aufstieg von der Weggabelung zu Beginn der Hangbesteigung bis zur Kante der größeren Geländestufe (2.510 m) benötigt man etwa 1¾–2,0 Stunden.

Mangels eines Gewässers in Sichtweite sucht man vergeblich auf den Wegweisern nach einem Hinweis auf die Seenplatte, den man weit unten in Obergurgl fast überall findet. Es geht noch etwa 10 Minuten nach links – am Ende etwas steiler – hinauf, dann steht man vor dem Soomsee (ca. 2.565 m, Abb. 6) und ein paar Meter weiter vor einem zweiten – noch kleineren – namenlosen See. Alles in allem benötigt man für den Aufstieg von Poschach zum Soomsee, bei dem knapp 750 Hm zu bewältigen sind, etwa 2½–2¾ Stunden. Etwas höher in Richtung Westen auf dem Weg zum Gurgler Schartl, von dem man übrigens auch den Wildkogel, Österreichs zweithöchsten Berg sehen kann, findet man den Itlsee (2.670 m), der etwas größer ist. Der Weg bis zum See ist unschwierig, bis zum Schartl (2.932 m) wartet dann viel zu übersteigendes Blockwerk. Vom Soomsee sieht man aber nicht nur die großartige Gletscherwelt entlang des Alpenhauptkamms, sondern Richtung Nordosten auch die Gipfel der benachbarten Stubaier Alpen (u.a. das Zuckerhütl (3.507 m), Abb. 7) ab und die Berge hinter der Geländestufe, auf der wir uns gerade befinden. Der Steig zum Gurgler Schartl wird flankiert vom Spitzigen Kögele (2.948 m) und dem Zirmkogel (3.278 m) links bzw. dem Inneren (3.107 m) und Äußeren (3.105 m) Grieskogel rechts des nach oben führenden Talgrabens.

Für den Abstieg bieten sich drei Varianten an: Am schnellsten ist es, auf dem Aufstiegsweg wieder zum Ausgangspunkt zurückzukehren (ca. 1¾–2,0 Stunden). Weiters kann man vom Soomsee taleinwärts mit herrlichem Gletscherblick zur Küppelealm und von dort nach Obergurgl bzw. nach Poschach absteigen (ca. 2¾–3,0 Stunden).

Wir aber empfehlen den Höhenweg, der stets über 2.400 m talauswärts zum Nedersee führt. Dazu steigt man wieder mit herrlichem Blick zu den gegenüberliegenden Gletschern (Abb. 8) in etwa 5 Minuten zur Wegkreuzung am unteren Ende der Geländestufe ab. Dann geht es in ca. 75–90 Minuten Richtung Norden über schrofige Wiesen (Abb. 9), einige felsigere und steinige Engstellen und Blockwerk – immer wieder auch aufwärts (ca. + 50 Hm) – vorbei an der Schäferhütte (Abb. 10) zum Nedersee (2.436 m, Abb. 11). Für dieses recht lange Teilstück, bei dem wir weit oberhalb unseres Ausgangspunktes und gegenüber dem Skiort Hochgurgl vorbeimarschieren, sind Trittsicherheit und auch Schwindelfreiheit notwendig. Links von uns befinden sich die beiden bereits erwähnten Grieskogel und der mächtige Nederkogel (3.163 m, Abb. 12). Taleinwärts sind vom etwas erhöht liegenden Nedersee die imposanten Gletscher oberhalb von Obergurgl wunderbar zu sehen (Abb. 13).

Nun folgt der Abstieg zur Lenzenalm, der mit Ausnahme eines etwas mühsam zu gehenden Teilstücks über Blockwerk unschwierig ist. Nach dem Blockwerk und einer Weggabelung, bei der es links zum Nederkogel geht, wird ein steiler Hang mit Hilfe von Serpentinen bewältigt. Dann gelangt man in Waldgebiet und der Steig wird zusehends bequemer begehbar. Nach 75–90 Minuten vom Nedersee kommt man zur Lenzenalm (Abb. 14), der gastlichen, aber einzigen Einkehrmöglichkeit unterwegs. Neben der Terrasse, von der man nochmals einen wunderbaren Ausblick auf die Gletscher oberhalb von Obergurgl (Abb. 15) hat, beginnt der finale Abstiegssteig ins Gurgler Tal, der zunächst als Wiesenpfad und anschließend im Wald steil, teilweise mit Serpentinen, aber stets gut begehbar abwärts führt. Schon nach knapp 30 Minuten erreicht man den Parkplatz bei der Busstation nahe dem Sahnestüberl, in das man auch einkehren kann. Für den langen Abstieg vom Soomsee hierher benötigt man ca. 3,0–3½ Stunden.

HM/Zeit:
Von Poschach zum Soomsee ca. 750 Hm in ca. 2½–2¾ Stunden (Aufstieg) bzw. über Nedersee und Lenzenalm mit etwa + 50 Hm ca. 3,0–3½ Stunden für den Abstieg.
Zeitraum:
Mitte Mai–Oktober
Anforderungen:
Der Aufstieg von Poschach/Obergurgl ist steil, aber technisch unschwierig. Etwas aufwändiger und zumindest als mittelschwer einzustufen ist die Wanderung auf dem Höhenweg vom Soomsee zum Nedersee. Am Beginn des langen Abstiegs vom Nedersee zur Lenzenalm wartet noch eine etwas schwierigere Blockwerkstelle, sonst ist der weitere Wegverlauf zwar auch recht steil, aber als nicht schwierig zu bezeichnen. Der Aufstieg und der Höhenweg führen über waldloses Gebiet und können speziell im Sommer sehr heiß werden. Die erste und einzige Einkehrmöglichkeit (Lenzenalm) gibt es erst kurz vor dem Ende der langen, anstrengenden Tour.
Highlights:
Blick auf die Dreitausender entlang des Alpenhauptkamms und die Gletscher; die idyllisch gelegenen Bergseen der Seenplatte; der Höhenweg zwischen Soomsee und Nedersee
Anfahrt:
Von der Autobahnabfahrt A 12-Ötztal Richtung Süden auf der Bundesstraße B 186 durch die Orte Ötz, Sölden und Zwieselstein 44,8 km bis zu den wenigen Parkplätzen bei der Bushaltestelle Sahnestüberl fahren. Von dort mit dem täglich mehrmals verkehrenden Bus taleinwärts bis zur Haltestelle Hotel Mühle. Von Südtirol ist die Zufahrt über die mautpflichtige Timmelsjochstraße möglich.
Einkehr:
Lenzenalm, Sahnestüberl nahe beim Endpunkt der Tour
Koordinaten Ausgangspunkt:
Referenzsystem ETRS89
Geogr. Länge/Breite: 11°02'16''/46°53'05''
Rechtswert (UTM): 655275 m (Zone: 32 N)
Hochwert (UTM): 5194400 m (Zone: 32 N)
BEV Plan:
ÖK50/2104
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