Gahns:
Zur größten Almwiese Niederösterreichs
Gahns Abbildung 1
Abb. 1

Wanderungen auf der Gahns (Abb. 1), einem mit Wäldern, Wiesen und Felsen durchsetzten Bergstock im Schneeberg-Gebiet, fehlen die üblichen Höhepunkte wie ein Gipfelsieg und der damit verbundene Rundumblick in die umgebende Bergwelt. Und trotzdem haben Touren auf die Gahns ihre ganz eigenen Reize: einfache Felsbesteigungen, die riesige Bodenwiese, das Ziel unserer Wanderung, und die schluchtartigen Täler mit der "Eng" als Höhepunkt.

Ein Vorteil der hier beschriebenen, technisch einfachen, aber durchaus anspruchsvollen Wanderung liegt darin, dass der Bahnhof von Payerbach-Reichenau Ausgangs- und Endpunkt ist. Das bedeutet, dass man aus dem Wiener Raum, aber auch aus dem Süden (Steiermark/Kärnten) gemütlich mit der Eisenbahn an- bzw. abreisen kann.

Vom Parkplatz des Bahnhofes (490 m) führt ein schmaler Weg neben der Bahn Richtung Westen ein Stück abwärts auf eine Straße, auf der man rechts in einem kurzen Tunnel unter der Bahn durchmarschiert. Man folgt nun mit einem schönen Blick zum Geyerstein (Abb. 2) weiter der Straße aufwärts (blaue Markierung) und gelangt nach etwa 35–45 Minuten zum Hochberger, einem alten Bauernhof. Von hier sind unten im Tal Payerbach und das Südbahn-Viadukt (Abb. 3) gut zu sehen. Weiter geht es auf einem breiten Weg durch einen Wald steil aufwärts, bis man eine kurze Felsstelle mit Drehseil-Sicherung (Abb. 4) erreicht. Bei trockenen Verhältnissen stellt diese kein Problem dar, bei Nässe ist Vorsicht – vor allem wegen des oft bis in den Sommer hinein liegenden Laubes – geboten. Danach geht es weiter immer entlang der blauen Markierung hinauf, bis man den Gipfel des Geyersteins (992 m) erreicht, von dem man eine schöne Aussicht (Jubiläumsaussicht, Abb. 5 und Abb. 6) auf Rax, Semmering und Stuhleck hat. Für das zu überwindende Wegstück von rund 300 Hm vom Hochberger bis zur Jubiläumsaussicht benötigt man rund 45–60 Minuten.

Vom Geyerstein geht es weiter über die Gahnsleiten aufwärts, wobei der Steig die steile Bergflanke von West nach Ost quert. Kurz vor dem ersten Ziel, dem auf 1.182 m gelegenen Waldburg-Angerhaus, kommt man zu einer Forststraße, der man rund 70 Meter bis zu einer Weggabelung folgt, dann geht es links nochmals steil hinauf auf das Gahns-Plateau. Nach rund 2,0–2½ Stunden und 700 Hm steht man vor dem Waldburg-Angerhaus (Abb. 7). Wenige Gehminuten Richtung Osten entfernt steht die Schöberlwarte, ein alter Holzturm, von dem man einen schönen Blick speziell ins Semmeringgebiet genießen kann.

War das Landschaftsbild beim steilen Aufstieg bisher von Wald und Felsen geprägt, ändert sich dies nun vollkommen: Hier steht man mit Blickrichtung zum Schneeberg und zum Hohen Hengst (Abb. 8) vor einer fast ebenen Wiese – umrandet von sanften Waldhängen. Ein kurzes Stück abwärts und man sieht den vollen Umfang der Bodenwiese (1.140 m, Abb. 9), der größten Almwiese Niederösterreichs, die im Sommer hunderten Tieren als Weidefläche zur Verfügung steht. Etwa in der Mitte der Wiese zweigt unser weiterer Weg links in Richtung Naturfreundehaus Knofeleben – das bis zu dessen Zerstörung als Friedrich-Hallerhaus unter Wanderfreunden sehr bekannt und beliebt war – ab und man gelangt auf eine Richtung Westen in den Wald führende Forststraße. Diese führt – der blauen Markierung folgend – nur wenig steil zum höchsten Punkt unserer Wanderung (Wegzeit vom Waldburg-Angerhaus ca. 45 Minuten), einem Sattel (ca. 1.220 m) über der Lackabodenhütte (Abb. 10), einer Forsthütte der Gemeinde Wien, zu der man auf einem breiten, steinigen und weiterhin blau markierten Weg absteigt. Wenige Meter von der Forsthütte in Richtung Süden entfernt kommt man zu einem Wegkreuz, wobei wir uns für unsere Tour für den Abstieg (rote Markierung) durch den Lackaboden-Graben in Richtung "Eng" entscheiden. Wer noch genügend Kondition hat, kann auf der Forststraße in Richtung Westen etwa 120 Hm zum Naturfreundehaus Knofeleben aufsteigen.

Durch diesen schluchtartigen, teilweise sehr schmalen Graben, der von steinigen Felsen flankiert ist, geht es teilweise steil abwärts. Nach rund 45 Minuten von der Lackabodenhütte, kurz nachdem von rechts der Weg durch den Promischkagraben (Mitterberggraben) vom Naturfreundehaus Knofeleben eingebogen ist, erreicht man auf dem Mariensteig die "Eng", einen besonders engen Felsdurchbruch. An einer Stelle ist noch die alte Holzrinne (Abb. 11) zu sehen, auf der in früheren Zeiten Holzstämme durch den Graben transportiert wurden. Nach der "Eng", wobei diese am Ende mit Drahtseilen gesichert ist (Trittsicherheit und Schwindelfreiheit!, Abb. 12), öffnet sich das Tal wieder und man erreicht nach einem weiteren kurzen Abstieg das auf 700 Meter gelegene Schneedörfl. Über eine Straße und einen kurzen, steilen Weg kommt man dann wieder zurück zum Ausgangspunkt unserer Tour, dem Bahnhof von Payerbach-Reichenau. Für den gesamten Abstieg vom höchsten Punkt unserer Wanderung, dem Sattel über der Lackaboden-Hütte, muss man ca. 2,0–2½ Stunden einplanen.

HM/Zeit:
vom Bahnhof Payerbach über das Waldburg-Angerhaus/Bodenwiese bis zum Sattel über der Lackabodenhütte ca. 800 Hm (mit einigen, kleineren Gegensteigungen) in 2½–3,0 Stunden (Aufstieg) und retour durch den Lackabodengraben/Eng in ca. 2,0–2½ Stunden (Abstieg).
Zeitraum:
April–Mitte November (je nach Schneelage)
Anforderungen:
lange, teilweise steile, aber im Großen und Ganzen technisch einfache Tour auf abwechslungsreichen Wegen (steinig, schmal, breit), wobei aber an manchen Stellen (Aufstieg zum Geyerstein, Eng) Trittsicherheit und Schwindelfreiheit notwendig ist.
Highlights:
Bodenwiese, die schluchtartigen Täler (Lackabodengraben, "Eng"), Blick vom Geyerstein und der Schöberlwarte;
Anfahrt:
mit der Südbahn (von Wien/Wiener Neustadt bzw. Bruck an der Mur/Graz) bis Bahnhof Payerbach; mit dem Auto auf der Schnellstraße S 6 bis Ausfahrt Gloggnitz, von dort auf der Bundesstraße B 27 bis Payerbach fahren und dann rechts zum dortigen Bahnhofsparkplatz abzweigen.
Einkehr:
Waldburg-Angerhaus, Naturfreundehaus Knofeleben (mit Umweg)
Koordinaten Ausgangspunkt:
Referenzsystem ETRS89
Geogr. Länge/Breite: 15°51‘42‘‘/47°41‘44‘‘
Rechtswert (UTM): 564660 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5282845 m (Zone: 33 N)
BEV Plan:
ÖK50/4212
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