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Sonnwendstein/Erzkogel:
Unterwegs am „Zauberberg“
Sonnwendstein/Erzkogel Abbildung 1
Abb. 1

Das Gebiet rund um den Semmering, der auch gerne als "Zauberberg" bezeichnet wird, blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Lange der bedeutendste Übergang zwischen der Steiermark im Süden und Niederösterreich im Norden, profitierte die Region vor allem vom Bau der ersten Gebirgsbahn der Welt durch Carl Ritter von Ghega, die 1854 in Betrieb ging und heute den Titel "UNESCO-Weltkulturerbe" trägt. Prunkvolle Hotelbauten und Villen sorgten um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert und bis zum ersten Weltkrieg dafür, dass die "feine" Gesellschaft Österreich-Ungarns den Luftkurort Semmering besuchte. Der Wegfall der Kronländer und die wachsende Mobilität waren in der Folge dafür verantwortlich, dass die Region für einige Jahrzehnte in einen "Dornröschenschlaf" fiel. Heute erlebt der Semmering eine Renaissance, alle zwei Jahre ist zur Weihnachtszeit der Ski-Weltcup der Damen zu Gast und im Sommer haben Mountainbiker die steilen Pisten am Hirschenkogel für sich entdeckt. Immer schon war die Semmering-Region, die ca. auf halber Strecke zwischen Wien und Graz liegt, auf Grund der guten Erreichbarkeit ein beliebtes Wandergebiet. Wenn man sich dem Semmering vom Norden nähert, ist die höchste Erhebung der näheren Umgebung, der 1.523 Meter hohe Sonnwendstein (Abb. 1), nicht zu übersehen. Der nachfolgende Wandertipp beschreibt eine Tour, die im Wallfahrtsort Maria Schutz beginnt.

Etwa 100 Meter von der schön gelegenen Wallfahrtskirche (760 m, Abb. 2) in Richtung Semmering befindet sich das Feuerwehrhaus des Ortes. Hinter diesem startet bei einem großen Parkplatz unsere Rundtour. Ein breiter, angenehm ansteigender, teilweise sogar ebener Waldweg führt Richtung Südwesten zum Ort Semmering. Nach wenigen Minuten quert man eine steil vom Sonnwendstein herabführende Skipiste und eine neu angelegte Zufahrtsstraße zur Baustelle des Semmering-Eisenbahntunnels. Begleitet wird man auf diesem Wegstück leider vom Straßenlärm der darunterliegenden Schnellstraße und der alten Passstraße. Etwa nach 30 Minuten vom Ausgangspunkt – kurz nach einem Schranken – zweigt im Bereich einer großen Wegkreuzung links der blau markierte Almsteig ab, der nun schmäler, um vieles steiniger und steiler, aber dafür schon bald ohne allzu großen Verkehrslärm aufwärts führt. Bei einer weiteren Wegquerung überschreitet man die 1000-Meter-Marke. Immer wieder bieten sich nun schöne Ausblicke auf den Ort Semmering (Abb. 3), auf den benachbarten Hirschenkogel (1.340 m, Abb. 4) und die Wiener Hausberge. Kurz bevor man einen wasserlosen Graben (ca. 1.200 m) erreicht, macht der Almsteig eine Kehrtwendung und überwindet mit Hilfe einiger lang gezogener Serpentinen eine ca. 100 Höhenmeter-Steilstufe. In diesem Bereich ist der Almsteig zwar nicht sehr steil, aber recht schmal!

Doch das ändert sich bald wieder, man erreicht nach ca. einer Stunde Wanderzeit auf dem Almsteig erneut eine Forststraße, auf der man rund 10 Minuten verbleibt. Dann biegt links ein Steig ab und führt im schon recht offenen Gelände nochmals steil aufwärts zur Alm (Abb. 5), die sich unterhalb der höchsten Stelle des Sonnwendsteins befindet, auf der auch ein unübersehbarer Sendemast steht. Auf der sehr breiten, teilweise von Berechtigten befahrenen Güterstraße zwischen Hirschenkogel und Sonnwendstein geht es in nordwestlicher Richtung – vorbei an der unbewirtschafteten Schoberhütte – nochmals kurz steiler hinauf zur Pollereshütte, die ganzjährig geöffnet hat. Von hier steigt man in etwa 5 Minuten auf einem teilweise geteerten Weg – vorbei an einem Gebirgsjäger-Gedenkstein und einigen Sitzbänken – hinauf zur höchsten Stelle des Sonnwendsteins (1.523 m). Für die rund 750 Hm von Maria Schutz benötigt man ca. 1¾–2¼ Stunden. Von einer kleinen Aussichtsplattform, die sich vor der stattlichen Gebirgsjäger-Gedächtniskapelle (Abb. 6) befindet, hat man einen sehr schönen Ausblick auf den Ort Semmering sowie auf Schneeberg und Rax (Abb. 7).

Am schnellsten (ca. 75–90 Minuten) kehrt man auf dem sehr steilen Gebirgsjäger-Gedächtnissteig nach Maria Schutz zurück, der parallel zur langgezogenen Schneise des nicht mehr betriebenen Sesselliftes in nördlicher Richtung zurück nach Maria schutz führt. Speziell im oberen Bereich ist auf einem schmalen Steig im sehr steilen, mit Felsen (Abb. 8) durchsetzten Waldgelände Trittsicherheit erforderlich. Immer wieder öffnen sich am Weg nach Maria Schutz schöne Blicke Richtung Schneeberg (Abb. 9) und Rax (Abb. 10). Vor allem als alternativer Aufstiegsweg eignet sich der steile Gebirgsjäger-Gedächtnissteig (ca. 1½–2,0 Stunden) sehr gut.

Man kann natürlich auch auf dem Aufstiegsweg (ca. 1½–2,0 Stunden) wieder absteigen, wir empfehlen aber, die Tour zum Gipfelkreuz des Erzkogels (1.504 m) fortzusetzen. Dafür steigt man wieder zur Schoberhütte hinunter, zweigt aber nun nicht auf den Almsteig ab, sondern bleibt auf dem Fahrweg. Nachdem man zwei gegenüberstehende Hütten passiert hat, nimmt man den linken Weg (Kammweg). Nach wenigen Metern kommt man hintereinander zu zwei weiteren Weggabelungen, die beide unter anderem zum Alpengasthof Kummerbauerstadl abbiegen. Wer sich die rund 50 Hm-Gegensteigung auf den Erzkogel sparen will, zweigt bereits hier links ab. Der kurze Aufstieg über die steile Wiese zum Gipfelkreuz (Abb. 11) lohnt sich aber, denn sich zurückwendend hat man nochmals einen schönen Blick auf das Gipfelgebiet des Sonnwendsteins (Abb. 12). Von der Gebirgsjäger-Gedächtniskapelle benötigt man hierher rund 20–25 Gehminuten. Weiters hat man von dieser Stelle auch einen schönen Blick zum Hirschenkogel sowie Richtung Stuhleck und auf die steirischen Berge (Abb. 13). Man steigt nun rund 50 Meter auf dem Wiesenkamm Richtung Süden bis zu einem Zaun ab, der auch die steirisch-niederösterreichische Landesgrenze markiert. Wir halten uns links und steigen mit Blick Richtung des weiteren Wegverlaufes (Abb. 14) ein paar Meter steil zu einer Jagdhütte ab. An dieser links vorbei, geht es nochmals auf einem unmarkierten, schmalen Steig etwa 10 Minuten steil abwärts. Hier gelangt man wieder auf einen der beiden markierten Wege, die kurz vor der Erzkogel-Besteigung links abgezweigt sind.

Der Weg setzt sich nun auf einer Skipiste fort. In einem Linksbogen geht es über einen Sattel und weiter am rechten Rand der breiten Piste hinunter zu einer Bergrettungshütte. Hier zweigt rechts der Weg zum Feistritzsattel ab. Wir bleiben noch kurz auf der Skipiste, verlassen diese dann aber und wandern auf einer Forststraße nach Osten Richtung Alpengasthof Kummerbauerstadl. Nach etwa 10–15 Minuten von der Bergrettungshütte kommt man zu einer großen Weggabelung mit einem schmucken Jägerkreuz. Hier muss man sich nun entscheiden, ob man über den Güterweg vorbei an der nicht mehr bewirtschafteten Schwarzenberghütte und dem Göstritzgraben nach Maria Schutz absteigt, oder ob man den teilweise steinigen und steilen Weinweg zum Alpengasthof Kummerbauerstadl (Abb. 15) wählt und von dort in den Göstritzgraben absteigt – wobei man rund 15–30 Minuten länger für den Rückweg nach Maria Schutz benötigt. Egal, für welche Variante man sich entscheidet, für den gesamten Rückweg vom Hirschenkogel über den Erzkogel und den Göstritzgraben muss man rund 2½–3,0 Stunden einplanen. Doch eines ist gewiss: Auf dieser zwar teilweise steilen, aber alles in allem technisch einfachen, dafür längeren Rundtour hat man alle Blickwinkel, die sich vom Sonnwendstein und dem Semmering-Gebiet bieten, erlebt.

HM/Zeit:
vom Feuerwehrhaus in Maria Schutz über den Almsteig auf den Sonnwendstein ca. 750 Hm in ca. 1¾–2¼ Stunden (Aufstieg) und ca. 1½–2,0 Stunden (Abstieg); für den direkten Abstiegsweg über den sehr steilen Gebirgsjäger-Gedächtnissteig nach Maria Schutz benötigt man 60–75 Minuten und über den Erzkogel/Göstritzgraben rund 2½–3,0 Stunden.
Zeitraum:
April–November (je nach Schneelage)
Anforderungen:
Technisch einfache Tour, je nach Abstiegsvariante steil bzw. lang
Highlights:
Blick vom Sonnwendstein und dem Erzkogel; die Wallfahrtskirche Maria Schutz; die alten Hotelbauten am Semmering; die älteste Gebirgsbahn der Welt.
Anfahrt:
Von Wien (A2, S6) und von Graz (A9, S35, S6) bis zur Ausfahrt Maria Schutz. Von dort Richtung Osten ca. 1,0 km in den Ort fahren und am Parkplatz neben dem Feuerwehrhaus parken.
Einkehr:
Pollereshütte, Alpengasthof Kummerbauerstadl (bei der längeren der beiden Abstiegsvariante in den Göstritzgraben), Gasthäuser im Wallfahrtsort Maria Schutz
Koordinaten Ausgangspunkt:
Referenzsystem ETRS89
Geogr. Länge/Breite: 15°52‘05‘‘/47°38‘31‘‘
Rechtswert (UTM): 565215 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5276875 m (Zone: 33 N)
BEV Plan:
ÖK50/4212
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